Das feine Gespür für die Wahrheit

Neulich habe ich mit Adoptiveltern gesprochen, die das Glück hatten, ein Neugeborenes zu adoptieren, welches Ihnen schon 2 Stunden nach der Geburt übergeben wurde. Das Kind ist nun 2 Jahre alt und sie ließen sich beraten, um schwere Fehler in ihrer Erziehung zu vermeiden und um zu besprechen, wie man einen normalen und offenen Umgang mit dem Thema Adoption auch vor dem Kind und mit ihm in den Alltag integriert.

Es war ein sehr schöner, tiefer und vor allem sehr ehrlicher Austausch. Die Mutter schilderte ihre Hemmungen, das, was einfach Fakt ist, auch genauso auszusprechen. Zum Beispiel, dass das Kind nicht von ihr selbst geboren wurde. Ihr war völlig klar, dass sie das aussprechen will und auch muss, aber sie wurde von der Frage zurückgehalten, was das mit dem Kind machen könnte und fand für sich keine Antwort. Also sagte sie immer wieder nichts.

Wir besprachen die Tatsache, das alle adoptierten Kinder wissen, wer ihre Mutter ist. Auch wenn sie kognitiv dazu noch gar nicht in der Lage sind. Sie wissen es einfach. Sie erkennen es am Herzschlag, am Geruch, an der Bewegung und am Klang der Stimme. Sie wissen vom ersten Moment des Lebens, ob sie sich in Mutters Armen befinden oder nicht. Dazu braucht hat es keine erklährenden Worte. Als wir das alles so intensiv besprachen, schilderte mir die Mutter ihre Wahrnehmung beim ersten Kennelernen des Babys. Sie fühlte sich abgelehnt. Sie meinte, dass alle sie für verrückt gehalten hatten und ihr unterstellten, sie übertreibe, aber sie habe sehr deutlich gespürt, dass das Kind sich nicht auf sie einlassen wollte. Es hatte sie regelrecht von sich weggeschoben. Es habe Wochen und Monate gedauert, diese Ablehnung aufzuweichen.

Die Bestätigung ihrer Wahrnehmung von meiner Seite, hat der Mutter sehr gut getan und ihr sehr viel Sicherheit für ihre eigene innere Führung gegeben und zeigt sehr deutlich, mit wieviel Sensibilität wir es hier zutun haben und mit wieviel Fingerspitzengefühl sich der Herausforderung jeder Adoption gestellt werden darf.