Das feine Gespür für die Wahrheit.
7. Januar 2021Wie sag Ich’s meinem Kinde
7. Juni 2021Die Sache mit der Wahrheit
Immer wieder kommen Menschen zu mir, die sehr viele Jahre nichts davon wussten, dass sie als Kind adoptiert wurden. Meistens haben sie es dann durch einen fast unglaublichen Zufall erfahren und sind danach völlig durch den Wind. Sie fragen sich anschliessend oft (zurecht) ob sie ihr ganzes Leben in einer Scheinwelt zugebracht haben und auch, warum man sie nicht aufgeklärt hat. Warum wurden so wesentliche Informationen vor ihnen geheimgehalten, oder sie sogar belogen? Ausgerechnet von den Menschen, die ihnen doch eigentlich am nächsten stehen und denen sie trotz ihres angeknacksten Urvertrauens noch am meisten vertrauten?
Diese Situation und die dadurch ausgelösten Gedanken und Gefühle kosten die Betroffenen Unmengen an Energie und es kommt nicht selten vor, dass sie erst einmal völlig in sich zusammen sinken und eine Zeit lang weder Kraft noch Motivation finden, sich wieder aufzurichten. Einige erholen sich auch lange Zeit davon nicht. Manche auch nie mehr.
So ein Erlebnis hat sehr tiefgreifende und weitreichende Folgen für alle Beteiligten. Wenn manche Menschen es auf dem Standesamt bei der Aufgebotsbestellung erfahren, kann es sein, dass die Hochzeit gar nicht statt findet. Wie soll das auch möglich sein, weiß der Betroffenen doch plötzlich selbst nicht mehr, wer er ist und kann so erstmal keine so enge Verbindung mehr verbindlich zusagen. Manchmal verplappern sich auch zum Schweigen angehaltene Familienangehörige oder Nachbarn und Freunde und die Betroffenen berichten, dass sie dabei den Boden unter ihren Füssen verloren haben und seit dem das Gefühl nicht mehr loswerden, die Familie habe sich heimlich gegen sie verschworen. Wieder andere berichten, dass sie es immer irgendwie geahnt hatten, aber bei der konkreten Nachfrage kontinuierlich belogen wurden, bevor es ihnen dann Jahre später unter Tränen dann doch gestanden wurde und somit alle Glaubwürdigkeit in der Beziehung zu den Eltern komplett verloren ging.
Nicht selten folgen langjährige Kontaktabbrüche. Manche erfahren es auch erst nach dem Tod der Adoptiveltern, oder wenn durch eine Erkrankung klar wird, dass nicht die passende Blutgruppe besteht um das leibliche Kind zu sein. Auch wenn viele Eltern schon einen deutliche offeneren Umgang damit pflegen, als noch vor 20 Jahren, so kommt es doch leider immer noch vor, dass Kinder gar nicht oder erst viel zu spät erfahren, was wirklich passiert ist.
In jedem Fall ist klar, dass dieses „Nichtwissen“ viel Leid erschafft. Leid, das man ersparen könnte, wenn man bereit wäre, offen und ehrlich mit den Hintergründen und der Herkunft des Kindes, umzugehen. Die Kinder haben ein Recht auf Herkunft, können aber nur davon Gebrauch machen, wenn man es ihnen ermöglicht. Dies liegt im Verantwortungsbereich der Adoptiveltern, denn von alleine kommen nicht viele Kinder auf die Idee viele oder überhaupt Fragen zu stellen. Zu gross sind die emotionalen Hürden und das Loyalitätsgefühl des Kindes.
Aufklärung von Anfang an ist zwingend erforderlich, wenn man an einer offenen, ehrlichen und vertrauensvollen Beziehung mit adoptierten Menschen interessiert ist.
Ihre Frage ist willkommen
- Sie sind adoptiert oder Eltern eines adoptierten Kindes? Sie wünschen sich Hilfe im Umgang mit Problemen oder bei einem nächsten gemeinsamen Schritt? Ich bin so gerne für Sie und Ihr Anliegen da.